Tagblatt online/Thurgauer Zeitung, 1./2. September 2022
Text und Bilder: Mario Testa
Der Verein Kunstthurgau zeigt in der Ausstellung «Unterwegs» die Werke von 16 Mitgliedern und zehn Gästen. Als Galerie dient die ehemalige Schuhfabrik in Märwil. Vernissage ist am 2. September.
«Das ist einfach ein hammer Raum», sagt Ursula Bollack-Wüthrich. «Uns gefällt es immer, wenn man die Geschichte des Gebäudes erkennt, die Räume nicht steril und neu sind und man auch mal einen Nagel einschlagen darf.» Bollack ist Vorstandsmitglied des Vereins Kunst Thurgau und veranstaltet an den kommenden drei Wochenenden eine Ausstellung in der ehemaligen Schuhfabrik in Märwil.
Die Ausstellung trägt den Titel «Unterwegs». «Wir wollten unbedingt die Geschichte dieses Gebäudes aufnehmen und haben deshalb dieses Thema gewählt. An der Vernissage gibt es deshalb auch Tanzeinlagen, unter anderem mit Stepptänzern.»
«Unsere Aussteller durften maximal einen Gast einladen und das haben viele auch genützt», sagt Bollack. Zu sehen gibt es in der Ausstellung diverse Bilder, Installationen oder Skulpturen. Bollack selbst hat sich dem Thema Schuhe angenommen und zeigt in einem Gestell Schuhgeschichten, auf jede Sohle hat sie etwas geschrieben.
Noch vor wenigen Wochen waren die Produktionshallen im Erdgeschoss und dem ersten Stock vollgestellt mit alten Leisten, Werkzeug und Leder. Die «Thurgauer Zeitung» berichtete. Es war noch total voll Gestell, die Besitzerfamilie Bärlocher hat in der Zwischenzeit aber fleissig auf- und ausgeräumt. Nun lagert noch mehr des Schuhfabrik-Fundus im Estrich.
Die Thurgauer Kunstschaffenden präsentieren sich gerne in der Fabrik. Sie verkaufen bei Interesse ihre Werke auch – auch wenn ihre Kunst für kaum einen der Teilnehmenden das Hauptkommen generiert, wie Ursula Bollack sagt:
«Von der Kunst leben die allerwenigsten unserer Mitglieder. Es ist sehr schwierig, hier von der Kunst zu leben.»
Alte Gestelle werden zu Ausstellungswänden
Dass Kunstthurgau den Weg in die alte Schuhfabrik gefunden hat, verdankt der Verein seinem Mitglied Martin Bührer. Er wohnt seit 20 Jahren in Märwil und spazierte immer wieder an der Fabrik vorbei, die seit 35 Jahren geschlossen ist.
«Eigentlich wollten wir die Ausstellung ursprünglich in der Komturei Tobel machen.
Das war wegen des Brandschutzes jedoch nicht möglich», sagt Bührer.
«Also habe ich die Fabrikbesitzer hier in Märwil kontaktiert und sie haben es uns ermöglicht.»
Einige Objekte der ehemaligen Schuhfabrik finden nun auch in der Ausstellung Verwendung. So wurden aus den langen Schuhregalen, umwickelt mit weissem Stoff, die Stellwände für die Bilder der Künstlerinnen und Künstler. Und im Obergeschoss dienen die soliden Gestelle als Nischen für Installationskunst.
Die Ausstellung an der Langfuristrasse in Märwil dauert vom 2. bis 18. September. Sie ist jeweils freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist gratis.