«Gross und klein sowohl als auch»

Thurgauer Zeitung, 12. September 2019

Text: Mathias Frei

Bild: Andrea Stalder

In der Balière und der Galerie Rutishauser stehen zwei Frauenfelder Gruppen-Kunstschauen auf dem Programm.

 Das Sich-Nicht-Verlaufen. Das ist eine Kunst bei Gruppenausstellungen. Galerist Stefan Rutishauser sagt das. Bei ihm in der Galerie und in der Balière bei Kuratorin Carole Isler steht eine Doppel-Gruppenausstellung an. Eigentlich sind es aber zwei, nämlich «klein/GROSS» und «GROSS/klein». Rutishauser hat Platz für acht Kunstschaffende mit je einem grossformatigen Werk, 1,80 Meter hoch und mindestens einen Meter breit. Derweil Isler 21 Kunstschaffende hat unterbringen können, die für ihre Verhältnisse eher Kleines beisteuern.

 

Die beiden Grössenordnungen waren die einzige Vorgabe. Darüber hinaus gibt es keinen roten Faden, es gibt keinen gesuchten Rahmen, den dann doch die wenigsten einhalten. Die Kunst des Sich-Nicht-Verlaufens ist gelungen. Da ist keine Beliebigkeit, sondern Vielfalt. Es seien allesamt Künstlerinnen und Künstler, «die wir ausstellen wollten», sagen Isler und Rutishauser. Sie haben die Auswahl getroffen. «Quasi eine Frauenfelder Werkschau», wie Rutishauser sagt. Man merke immer erst dann, dass man diese oder jenen vergessen habe, wenn es zu spät sei. Grosse Lücken hätten sie aber noch nicht ausgemacht. Heisst: Wer die wichtigsten Frauenfelder Künstlerinnen und Künstler sehen will, sieht sie auch bei Rutishauser und in der Balière.

 

Vom weiblichen Körper bis zur Kuh auf dem Seerücken

 

Die Vielfalt der künstlerischen Positionen ist Carole Isler wichtig. «Damit möglichst Vieles abgedeckt ist.» Da sind etwa Laura Hugentoblers weibliche Körper, ornamental gefüllt und verspielt in engmaschige geometrische Körper gelegt. Hugentobler ist 23 Jahre alt. Friedrich Kappeler dagegen hat Jahrgang 1949. Von ihm sind drei Fotografien schwarz-weiss, die aus der Zeit gefallen scheinen, aber erst vor zwei Jahren auf dem Seerücken entstanden sind: eine Kuh im Schatten, eine Frau mit geknoteten Haaren, ein Wolkenturm. Fotografien gibt es auch von Balz Kubli – faszinierendes Lichtspiel aus dem All – und von Dieter Langhart, dem in seinen Motiven das Unauffällige der Natur auffällt und das Strukturierte, aufgenommen in der Grossen Allmend. 

 

Auch Dreidimensionales ist zu sehen. Gabriel Mazenauer hat ohne Maschinenkraft ein Lot aus Kalkstein geschaffen. Von Ursula Bollack gibt es gebrannte Zufälligkeit in Form von Raku-Keramik. Betty Kuhn zeigt Götzen aus Terracotta und Rost. Derweil Markus Graf mit seinen Eisenplastiken Spannung inszeniert. Und Brigitte Schneider biegt geschmeidig Lasa-Marmor. Drei Drucke gibt es von Cornelia Schedler, mit Stachelschweinstacheln und Schuppentierschuppen. Und da ist noch viel zu sehen, zum Beispiel Rina Josts unanständig erfrischende Tampon-Illustrationen, Chris Strickers gesichtsloser Astronaut, Fredi Buchlis blass pastellfarbene, abstrakte Atmosphärenräume, Werner Gunterswilers filigrane Papierschnitte, Christian Wüthrichs grelle, abstrakte Acryl-Kompositionen. Und viel mehr.


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