Thurgauer Zeitung, 2. Dezember 2016
Text und Bild: Matthias Frei
Zum Abschluss des 75-Jahr-Jubiläums von Kunstthurgau zeigen Mitglieder der Gruppe aktuelle Werke in der Stadtgalerie Baliere. Heute ist Vernissage. Will heissen: 26 Mitglieder von Kunstthurgau zeigen in der letzten Schau zum 75-Jahr-Jubiläum 100 Werke aus ihrem aktuellen Schaffen.
Die Ausstellung, die so vielseitig wie Kunstthurgau ist, feiert heute Vernissage und beherbergt bis 18. Dezember einige interessante Zugänge.
Da ist zum Beispiel Helmut Wenczel erwähnt. Er zeigt in einem grossformatigen Aquarellwerk einen Sternenschwarm und verdichtet so ein Stück Unendlichkeit. Das Schwarz-Weiss-Gemälde entwickelt in seinem entschleunigten Moment einen Sog – so dass wohl Wenczels Werke irgendwann nur noch Licht oder schwarzes Loch sind. Er selber nennt das «meditative Malerei». Wenczel ist einer von aktuell 35 Kunstschaffenden, die Kunstthurgau bilden.
Skulpturales, das Spannung hat
Ein anderer ist Gabriel Mazenauer. Unter «Do», «Re» und «So» stammen drei schnörkellose Ovalschnitze aus Basaltstein von ihm. Ebenfalls dem Skulpturalen wendet sich Markus Graf zu mit seinen gewundenen Stahlwerken. Ihnen ist eine grosse Spannung inne, als würden sie im nächsten Moment in abertausend Stücke zerspringen.
Mit Rakukeramik arbeitet Ursula Bollack-Wüthrich. Sie bearbeitet die Keramikplatten mit Blattgold. Das Endresultat ist für die Künstlerin teils nicht beeinflussbar. Schuld daran ist die Wirkung des Nachbrennens. Ursula Fehrs Bronzegüsse, die sie Fruchtbäumchen nennt, machen ein einnehmendes Bild zwischen Tannenbaum und Korallenskelett her. Jede Ausstellerin, jeder Aussteller bekommt einen Laufmeter Platz. Agnes Blum hat eine Säule voll mit letzten Hemden mitgebracht. An der vergangenen Kunstthurgau-Ausstellung im Eisenwerk-Shed waren die Besucher aufgefordert, ihr letztes Hemd mitzubringen. Die durchsichtige Säule wurde mit den Kleidungsstücken und Humus gefüllt, dann getränkt. Das letzte Hemd wird so langsam zu Erde, zugleich erwacht das Innere der Säule zum Leben.
Und dann gibt es noch viel anderes zu entdecken, von Ölmalerei bis zu endzeitlichen Collagen, von verwaschenen Küsten Liguriens bis zu naiven Figuren. Von Grabieles Leuchtturm bei Faro zwischen Tannengrün und Kobalt bis zu Rutishausers Farbfeldmustern.